1993/27/2018
Letzte Woche gab das Theatre du Strasbourg ein Gastspiel am Thalia: »1993« hieß das Stück. Wir sahen es am Donnerstag.
Mit junger Besetzung, circa 15 Personen auf der Bühne, gab ein Chor Texte über das Ende der Geschichte und die Zukunft Europas von sich. Am Ende stellten sich die saufenden Erasmusstudierenden dann als Euronazis heraus. Was hier – absichtlich verkürzt – schmerzhaft bis unerträglich klingen mag, war auf der Bühne tatsächlich eine der besten Produktionen, die ich in den letzten Jahren sehen durfte. Sehr eindrückliches Theater. Aber um die Details dieses Stücks soll es hier nicht gehen.
Was uns nun beschäftigen soll ist die Jahreszahl, die sich für den Titel des Stücks heranziehen ließ. 1993, dort als Ausgangspunkt für eine genuin post-Kalter-Krieg Generation, eine post-europäische-Kriege-miterlebt Generation, feiert nun – 2018 – ihren 25. Geburtstag. Und auch wenn ich mich nicht persönlich ganz so sehr mit dem Jahr identifizieren kann, sehe ich schon die Motivation, hier eine historische Demarkation zu ziehen.
Ich fand die Idee sehr schön, nicht auf fahlen, alten Klischees wie ‘68 oder ‘89 zu beharren und stattdessen subtilere Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu suchen. Gefunden werden sie allemal. Selbst Tocotronic besingen auf ihrem gerade erschienen neuen Album das Jahr 1993. Dort mit scharfer Dankbarkeit für das kathartische Moment, die Errettung aus der »Schwarzwaldhölle«. Wir sehen, daß durchaus Vorsicht geboten ist bei diesen Zahlenspielchen. Allzu leicht gerät man in sehr, sehr seichte Gewässer.
Kontrastiere ich dagegen mein eigenes Alter, so fällt mir zu 27 nichts ein, das mir Anstöße geben würde. Die ausgelatschten Schlappen des Club of 27 mögen im Schuhschrank bleiben. Aber sonst? Bankgebühren werden einem nun zugesprochen, Jugendorganisationen von Parteien einer verwehrt. Vielleicht das letzte Jahr, in dem man noch nicht auf die 30 zugeht. Ihr merkt, mir fällt dazu wirklich nichts ein. Ich wünschte mir aber doch ein Motto fürs neue Kalender- und Lebensjahr und notgedrungen lautet es nun wie folgt:
My tower is made of the finest ivory.
Of course, it’s a Tower of Song.