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Nach der Wahl I

Ich bin eigentlich positiv überrascht. Nicht von den Wahlergebnissen – leider –, doch von den daraufhin erschienenen Meinungsstücken. Im Gegensatz zum Brexit- und Trump-Aftermath haben wir in Deutschland keinen Anlass, wie wild, kopflos, schreiend hin- und herzurennen, auf der Suche nach der Frage, wie das passieren konnte. Die Frage stellen trotzdem viele, aber mit Bedacht. Also seien hier zwei partielle Versuche einer Antwort empfohlen:

Der Mikroökonomen-Podcast veröffentlichte einen 20-Minüter über die ostdeutsche Sicht auf die dortige wirtschaftliche Lage seit der Wiedervereinigung. Wichtigster Punkt für mich: die derzeit bei manchen aufkeimende Wut auf Ossis, die einem die schöne rechtstaatliche Demokratie kaputtmachen, ist nicht angebracht. Und die für mich noch immer im Raum stehende Frage: Wären wir heute, 2017, viel weiter, wenn in den letzten zwei Jahrzehnten von der Politik ein positives, zukunftsgewandtes, gestaltendes (nicht nur reagierendes, korrigierendes) Narrativ der gesellschaftlichen Entwicklung entwickelt worden wäre?

Michael Seemann und Michael Kreil haben sich in einem langen Artikel zu »Digitaler Tribalismus und Fake News« Nachrichtenverbreitung auf Twitter angeschaut und mit einigen soziologischen Theorien abgeklopft. Wichtigster Punkt für mich: Wie gehen wir mit der Tatsache um, dass Falschmeldungen (ob absichtlich oder nicht) rasend schnell verbreitet werden und die wahre Gegendarstellung teils nicht als wahr akzeptiert wird. Wie umgehen mit der tribalen Epistemologie?

Und: Wie arbeiten an der Gesellschaft?